Modelle der Oberrheinischen Eisenbahngesellschaft (OEG) gab es für den Maßstab 1:87 von Egger und als Weißmetallbausatz von der englischen Firma Keyser in Spurweite H0e.

Im Orginalbetrieb ist die OEG in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar mit den meterspurigen Netzen der Straßenbahnbetriebe der Mannheimer Verkehrsbetriebe und der Heidelberger Straßenbahn und Bergbahn (HSB) integriert. Ursprünglich verbindete sie das Städtdreieck Manheim-Heidelberg-Weinheim miteinander, wobei ein Abschnitt zwischen Heidelberg und Weinheim lange nicht elektrifiziert war und mit Dampflokomotiven betrieben wurde. Neben dem Personenverkehr wurde auch Güterverkehr angeboten, der teilweise auf einem regelspurigen Gleis in Heidelberg betrieben wurde. Als eigenständige Gesellschaft ist die OEG schon seit einigen Jahren aus dem Handelregister liquidiert worden.

Die eingesetzten Dampflokomotiven wurden an den Straßenbahnbetrieb angepasst und hatten aus Sicherheitsgründen eine Fahrwerksverkleidung. Im Volksmund wurde diese Lokomotiven als "Feuriger Elias" bezeichnet. Dieses Modell gab es zunächst in dunkelgrüner Ausführung von der Firma Egger mit der Betriebsnummer 102 und nach deren Konkurs in den achziger Jahren noch einmal für einige Zeit in etwas hellerem Grünton von der Firma Jouef, die die Formen aus der Konkursmasse erworben hatte. Die Fahreigenschaften waren jedoch äusserst bescheiden, so dass sie ohne Verbesserungen kaum zum Betrieb auf Modellbahnen geeignet sind.

Passend zum Kastendampflokmodell bot die Firma Egger einen vierachsigen Salonwagen mit dem Emblem OEG an, der von den Abmessungen gut zu der Kastendampflokomotive passte.

Seit einiger Zeit gibt es eine neugegründete Firma Egger aus der Schweiz, die ein Modell des "Feurigen Elias" in Kleinserienqualität und exzellenten Fahreigenschaften in Spurweite H0e anbietet (http://www.egger-bahn.ch/). Diese Modelle sind jedoch sehr hochpreisig und man muss laut Preiskatalog von 2014 schon mit 1.870 Sfr für eine Anschaffung des Feurigen Elias in Messingbauweise und Maxon-Motorisierung kalkulieren!

Die englische Firma Keyser bot einen Weißmetallbausatz des Feurigen Elias mit einem zweiachsigen Personenwagen an. Das Modell wird durch ein zweiachsiges N-Fahrwerk angetrieben (beispielsweise Fleischmann Piccolo) und bietet daher zufriedenstellige Fahreigenschaften im Analogbetrieb. Die Kastendampflokomotive ist von den Abmessungen etwas länger als das Egger-Modell und weisst durch die metallbauweise ein recht hohes Eigengewicht auf.

Abb.1: Modelle des Feurigen Elias der OEG in Spurweite H0e. Links das Weißmetallbausatzmodell von Keyser (mit Fleischmann Piccolo-Fahrwerk) und rechts das Orginal-Modell von Egger.


Abb.2: Personenwagenmodelle der OEG in H0e. Links der Salonwagen der OEG von Egger und rechts das Weißmetallbausatzmodell von Keyser.


Abb.3: Modell eines 2-achsigen Personenwagens der OEG von Keyser (Fahrwerkunterseite).


Abb.4.: Modell des 4-achsigen OEG Salonwagens von Egger.


Abb.5: OEG Zug in Spurweite H0e, bestehend aus Keyser-Kastendampflokomotive und zwei Egger Salonwagenmodellen


Abb.6: OEG Personenzug aus Egger-Modellen


Abb.7: OEG Personenzug, bestehend aus Keyser Modellen (Feuriger Elias und 2-achsiger Personenwagen)


Abb.8: Bausatz der Firma Keyser (Bildquellen: internet)

Von der Firma Keyser wurden auch dreiteilige Bausätze mit einem zusätzlichen Gepäckwagen angeboten. 

 

Abb. 9: Dreiteiliges OEG Zugset der Firma Keyser (Bildquelle: internet)

Abb. 10: Weissmetall-Bausatz eines 2-achsigen OEG Gepäckwagens der Firma Keyser (Bildquelle: internet)

Zwischenzeitlich habe ich die Anfrage erhalten, ob bei der OEG ein konkretes Vorbild des Keyser-Personenwagenmodells exisitiert hat (leider war die Mailadresse des Absenders ungültig, so dass ich nicht direkt antworten konnte). Deshalb möchte ich gerne an dieser Stelle einige Hinweise bzw. Literaturquellen angeben.

Bei der Suche nach einem konkreten Vorbild hilft ein Blick in die Geschichte der Bahngesellschaft. Die OEG wurde 1886 vom Eisenbahnkonsortium Hermann Bachstein gegründet und bereits im Jahr 1897 von SEG (Süddeutschen Eisenbahngesellschaft SEG) übernommen. Im Jahr 1911 erfolgte die Umgründung zu OEG. Die Erstausstattung der Bahn bzw. deren Nummerierung erfolgte nach SEG -Schema, welches bei der OEG bis zu dessen Ausscheiden beibehalten wurde. Die Auflistung des Personenwagenbestands habe ich aus dem Buch, Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 2 Baden, von Gerd Wolff und Hans-Dieter Menges (EK-Verlag, 1992) auf Seite 144 entnommen.

Abb.12.: Personwagenbestand der OEG von 1910-1960 (aus G. Wolff/H.-D. Menges, Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 2, EK-Verlag 1992)

Aus dieser Quelle geht hervor, dass es ein Bestand von zweiachsigen Personenwagen bei der OEG gegeben hat. Bilddokumente von Personenwagen der OEG zeigen jedoch fast ausschließlich vierachsige Personenwagen. Die meisten veröffentlichten Bilddokumente sind meist aus der Nachkriegszeit, also ab den 50er Jahren. Auf Seite 148 des gleichen Buches findet sich die Übersichtsliste der Personenwagen aus dieser Zeit (ab 1948):

Abb. 13: Personenwagenbestand der OEG ab 1948 (aus G. Wolff/H.-D. Menges, Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 2, EK-Verlag 1992)

Hieraus geht hervor, dass ab 1948 keine orginalen zweiachsigen Personenwagen mehr im Bestand waren. Die beiden noch vorhandenen Pesonenwagen C2 228 und C2 230 wurden aus ehemaligen Postwagen umgebaut, wobei der C2 230 bereits 1958 ausgemustert worden ist. Der C2 228 sollte vermutlich für einen möglichen Nostalgiebetrieb eingesetzt werden und blieb erhalten.
Das mögliche Vorbild unseres Keyer-Gepäckwagens zeigt hingegen diese Aufnahme aus dem gleichen Buch auf Seite 105:


Abb. 14: Kastendampflok B2nt mit Gepäckwagen in Mannheim-Friedrichsbrücke um 1928 (aus G. Wolff/H.-D. Menges, Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 2, EK-Verlag, 1992)

Vorausgesetzt die nachfolgende Aufnahme aus dem gleichen Buch von Seite 117 ist korrekt datiert (1951), muss es sich bei dem 2.Wagen um den 2-achsigen C2 228 oder C2 230 handeln. Leider ist die Aufnahme von der Bildqualität bescheiden, so dass man das Fahrgestell des Wagens nicht richtig erkennen kann. Leider ist auch die Fensteranzahl und Aufteilung abweichend von dem Keyser Personenwagen-Modell.


Abb. 15: Dampflok Bn2t Nr. 100 mit Personenzug in Dossenheim, 1951 (aus G. Wolff/H.-D. Menges, Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 2, EK-Verlag, 1992)

Aus der Vorläuferbuchreihe von Gerd Wollf "Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 5, Baden-Württemberg" aus dem Jahr 1977 vom Zeunert Verlag findet sich auf Seite 9 ein Dampfzug bestehend aus einer Bn2t Nr. 55-59 der Maschinenbaufabrik Karlsruhe (die bekannten Kastenlokomotiven von Henschel wurden erst ab 1890 beschafft) und verschiedenen 2- achsigen Personenwagen. Während der erste Wagen die gleiche Fensteraufteilung wie die Wagen C228/C230 aufweist, ist der zweite Wagen sowohl von der Fensteranzahl als auch von der Fensteraufteilung baugleich mit dem Keyser-Modell.

Abb. 16: Dampflok der Reihe 55-59 mit Personenzug, undatiert (aus G. Wolff, Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 5 Baden-Württemberg, Verlag Wolfgang Zeunert, 1977)

Aus meiner Sicht wäre hiermit ausreichend belegt, dass bei der OEG zweiachsige Personenwagen im Einsatz standen und auch das Modell des Keyser-Personenwagens aus einem Vorbildfahrzeug abgeleitet worden ist.

Darüber hinaus hat bei der OEG übrigens auch ein Orginalfahrzeug der Bn2t Kastendampflokomotive von Henschel (Baujahr 1892) mit gleicher Betriebsnummer wie das Egger Modell mit der Betriebsnummer 102 exisitert. 

Abb. 17: Historischer Zug mit Kastendamplok Nr. 102 und Beiwagen BW131 und 114 bei Schriesheim, 1964 (aus G. Wolff/H.-D. Menges, Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 2, EK-Verlag, 1992)


Ich hoffe, ich konnte mit meinen Recherchen (die mir zugegebenermaßen besonders zu CORONA-Zeiten Ablenkung und Spass bereitet haben) ein wenig Aufklärung leisten und hoffe ebenfalls, dass das alles nicht zu kleinkariert rübergekommen ist.

Neben den beiden Bücher von Gerd Wollf, ist zum Thema OEG auch eine Festschrift zum 75 jährigen Jubiläum der OEG aus dem Jahr 1986 erschienen, die auch interessante Fakten zur frühen Geschichte der Bahngesellschaft enthält.

Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Literatur zum Thema OEG (die ich leider nicht selbst besitze), beispielsweise von
D. Höltge, Oberheinische Eisenbahngesellschaft, Verlag W. Zeunert, Kleinbahnhefte 6/1976
B. König und W. Rabe, OEG Fahrzeugstatistik. 2. Auflage, 1982